Dienstag, 15. Oktober 2013

Thanks, for nothing! (2)

  Hier nur eine kleine Leseprobe. Das erste Kapitel gibts in Kürze ;)

 2.Kapitel




„Du siehst gut aus.“ Sagte er mit einem aufmunternden Lächeln. Sie zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn mit grimmigem Blick.
„Ich bin auf einer beschissenen Beerdigung, trage ein beschissenes Trauerkleid und versuche verdammt noch mal niemanden umzubringen. Ich sehe also alles andere, als gut aus!“ Zischte sie ihm zu, während sie versuchte ihre Wut zu unterdrücken, einigermaßen „beerdigungsgerecht“ auszusehen, was auch immer das heißen sollte, und niemanden für seine Scheinheiligkeit zu verachten.
„Ich meinte auch eigentlich, dass du scheinbar gut damit zurechtkommst. Mit der ganzen Situation.“
„Ich weiß nicht, ob du mir zugehört hast, aber Mordgedanken zu hegen, würde ich nicht gerade als ‚gut zurechtkommen‘ bezeichnen.“  - Er lachte sie ein bisschen aus, aber das war ok, es war ja auch irgendwie lächerlich. Warum war sie überhaupt gekommen? Das ergab nicht mal Sinn. Sie absolut unerwünscht war. In der Kirche, von den Heulsusen, sorry Trauernden und sogar die Toten schienen sie hier nicht besonders gern zu sehen. Sie hatte das Gefühl von überall angestarrt zu werden und von ihren Blicken gesteinigt zu werden.
Wieso also, kam ausgerechnet ER und interessierte sich dafür, wie es IHR ging? Oder wollte er sich nur darüber lustig machen, noch etwas Salz in die Wunde streuen? Nur zu, wieso nicht.
Während alle anderen aussahen als würden sie selbst die Leichen seien, die man zu Grabe trug, schien es ihm ziemlich gut zu gehen.
„Du siehst … auch nicht viel schlechter aus?! Ich meine, wieso stellst du dich nicht neben deine Freundin…“ sie sprach das Wort absichtlich übertrieben ironisch aus, es störte ihn nur wenig, „… und ihre Busenfreundin…“ ihre Stimme wurde leiser, ihr Ton dafür noch etwas abfälliger, „…. und ihr heult um die Wette?“
Beide standen sie etwas abseits der großen Gruppe an Verwandten und Bekannten, als wären sie die Ausgestoßenen. Nur mit dem Unterschied, dass Mia als Einzige nicht erwünscht war. Zu zweit beobachteten sie wie der Sag hinuntergelassen wurde. Nervös kaute sie auf dem Kaugummi herum. Das gehörte sich nicht, oder? Egal. Nikotinkaugummi. Widerlich! Doch der Geschmack auf ihrer Zunge beruhigte sie, als würde er sie ein letztes Mal küssen. Sie hatte nie geraucht, hasste den Geruch in ihrer Nase, den Geschmack auf ihrer Zunge, alles daran. Jetzt war es nur eine weitere Erinnerung, die sie für sich behalten wollte.
Layla, seine Louis Freundin,  warf ihnen von weitem einen vernichtenden Blick zu, nein, der galt wohl nur Mia. Fragend sah sie ihn an. „Geh schon zu ihr, meine toten Freunde und ich fandens hier eh angenehmer ohne dich.“
Er lächelte schief, fast mitleidig, als hätte sie keine Freunde. So war das jetzt auch nicht gemeint. Er trat ein paar Schritte auf die Gemeinde zu, dann drehte er sich noch mal um.
„Ich bin ein Kerl, ich mach das lieber mit mir selbst aus und heul in mich rein oder versinke im Selbstmitleid. Aber wenn ich jemand zum Reden brauche, dann weiß ich, dass da Leute sind, die mich verstehen.“ Sie wusste, wen er meinte und lächelte ein wenig, das erste Mal seit langem. „Ich treffe mich morgen Nachmittag mit den Jungs bei Ellis.“ Sie wollte schon abwinken, weil sie wusste was jetzt kommen würde. Und er sollte nicht denken, sie hätte keine Freunde. Doch dann; „Ohne die Mädels. Aber ich denke bei dir könnten wir eine Ausnahme machen. Wie immer.“ Und da war es wieder, dieses Kumpellächeln, zu dem man einfach nicht nein sagen konnte. „Keiner von uns hasst dich, Mia, im Gegenteil ich würde gerne Zeit mit der Frau verbringen, die als letztes mit ihm zusammen war.“ – Sie nickte kurz, mehr brachte sie nicht raus. Plötzlich war da ein riesiger Kloß in ihrem Hals und sie war ihm deswegen unheimlich dankbar , dass er ihr nur aufmunternd zu lächelte, sich schnell umdrehte und endlich zu Layla ging, bevor er die Träne sehen konnte, die ihre Wange hinunter lief. Nur eine einzige dicke Träne, doch sie brannte so furchtbar, es tat unheimlich weh, als würde sie sich in ihre Haut einbrennen und für immer eine Narbe hinterlassen. Nein, bitte, nicht schon wieder.
Und auf einmal wurde alles noch viel schlimmer. Sie bekam keine Luft mehr, jeder Atemzug kostete ihr unglaublich viel Kraft. Die Welt verschwamm vor ihren Augen und hatte keinen Blick mehr auf seinen Sag, und das Grab.
Nur noch ein Gedanke, sie musste aus diesem Kleid raus, sonst würde es sie umbringen!

Nachdem die scheinbar endlose Zeremonie endlich vorbei war, und tausend weitere Tränen vergossen wurden, drehte er sich erneut zu der großen Eiche ganz am Rand des Friedhofes. Immer noch schien sie die schönsten und wärmsten Sonnenstrahlen anzuziehen. Doch der Platz darunter war leer. Mia war verschwunden, schon seit einer ganzen Weile. Er glaubte aus den Augenwinkeln beobachtet zu haben, als sie gegangen war. Zur gleichen Zeit hatte Julia eine Hand voll Erde ins Grab geworfen und unglaublich theatralisch angefangen zu schluchzen, sodass Layla sie stützen musste, damit sie nicht zusammenbrach.
Irgendwie hatte sie Recht gehabt, das alles hier war ziemlich beschissen und scheinheilig und … einfach nicht das was man sich vorstellt, wenn der beste Freund stirbt. Vielleicht freute er sich deswegen auf das Treffen mit der alten Truppe, um noch mal dieses Gefühl zu haben und vielleicht wollte er sie deswegen dabei haben, einfach weil es dann so wäre wie früher.

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