Hey Leute, die es auf meinen Blog geschafft haben!
An alle, die gerne lesen, selbst schreiben und einfach mal was neues ausprobieren wollen:
Hier meine kleine Sammlung an aufgeschriebenen Ideen, Geschreibsel, Storys, etc.
In Kürze folgt mehr und ich versuche regelmäßig vorbei zu schauen, damit ihr nicht alzu lange auf die Forsetzungen warten müsst.
Einen lieben Gruß schickt die Chaosqueen!! ;)
Dienstag, 15. Oktober 2013
Thanks, for nothing! (2)
Hier nur eine kleine Leseprobe. Das erste Kapitel gibts in Kürze ;)
2.Kapitel
„Du siehst gut aus.“ Sagte er mit einem
aufmunternden Lächeln. Sie zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn mit
grimmigem Blick.
„Ich bin auf einer beschissenen Beerdigung,
trage ein beschissenes Trauerkleid und versuche verdammt noch mal niemanden
umzubringen. Ich sehe also alles andere, als gut aus!“ Zischte sie ihm zu,
während sie versuchte ihre Wut zu unterdrücken, einigermaßen
„beerdigungsgerecht“ auszusehen, was auch immer das heißen sollte, und
niemanden für seine Scheinheiligkeit zu verachten.
„Ich meinte auch eigentlich, dass du
scheinbar gut damit zurechtkommst. Mit der ganzen Situation.“
„Ich weiß nicht, ob du mir zugehört hast,
aber Mordgedanken zu hegen, würde ich nicht gerade als ‚gut zurechtkommen‘
bezeichnen.“ - Er lachte sie ein
bisschen aus, aber das war ok, es war ja auch irgendwie lächerlich. Warum war
sie überhaupt gekommen? Das ergab nicht mal Sinn. Sie absolut unerwünscht war.
In der Kirche, von den Heulsusen, sorry Trauernden und sogar die Toten schienen
sie hier nicht besonders gern zu sehen. Sie hatte das Gefühl von überall
angestarrt zu werden und von ihren Blicken gesteinigt zu werden.
Wieso also, kam ausgerechnet ER und interessierte
sich dafür, wie es IHR ging? Oder wollte er sich nur darüber lustig machen, noch
etwas Salz in die Wunde streuen? Nur zu, wieso nicht.
Während alle anderen aussahen als würden
sie selbst die Leichen seien, die man zu Grabe trug, schien es ihm ziemlich gut
zu gehen.
„Du siehst … auch nicht viel schlechter
aus?! Ich meine, wieso stellst du dich nicht neben deine Freundin…“ sie sprach
das Wort absichtlich übertrieben ironisch aus, es störte ihn nur wenig, „… und
ihre Busenfreundin…“ ihre Stimme wurde leiser, ihr Ton dafür noch etwas
abfälliger, „…. und ihr heult um die Wette?“
Beide standen sie etwas abseits der großen
Gruppe an Verwandten und Bekannten, als wären sie die Ausgestoßenen. Nur mit
dem Unterschied, dass Mia als Einzige nicht erwünscht war. Zu zweit
beobachteten sie wie der Sag hinuntergelassen wurde. Nervös kaute sie auf dem
Kaugummi herum. Das gehörte sich nicht, oder? Egal. Nikotinkaugummi. Widerlich!
Doch der Geschmack auf ihrer Zunge beruhigte sie, als würde er sie ein letztes
Mal küssen. Sie hatte nie geraucht, hasste den Geruch in ihrer Nase, den
Geschmack auf ihrer Zunge, alles daran. Jetzt war es nur eine weitere
Erinnerung, die sie für sich behalten wollte.
Layla, seine Louis Freundin, warf ihnen von weitem einen vernichtenden
Blick zu, nein, der galt wohl nur Mia. Fragend sah sie ihn an. „Geh schon zu
ihr, meine toten Freunde und ich fandens hier eh angenehmer ohne dich.“
Er lächelte schief, fast mitleidig, als
hätte sie keine Freunde. So war das jetzt auch nicht gemeint. Er trat ein paar
Schritte auf die Gemeinde zu, dann drehte er sich noch mal um.
„Ich bin ein Kerl, ich mach das lieber mit
mir selbst aus und heul in mich rein oder versinke im Selbstmitleid. Aber wenn
ich jemand zum Reden brauche, dann weiß ich, dass da Leute sind, die mich
verstehen.“ Sie wusste, wen er meinte und lächelte ein wenig, das erste Mal
seit langem. „Ich treffe mich morgen Nachmittag mit den Jungs bei Ellis.“ Sie
wollte schon abwinken, weil sie wusste was jetzt kommen würde. Und er sollte
nicht denken, sie hätte keine Freunde. Doch dann; „Ohne die Mädels. Aber ich
denke bei dir könnten wir eine Ausnahme machen. Wie immer.“ Und da war es
wieder, dieses Kumpellächeln, zu dem man einfach nicht nein sagen konnte. „Keiner
von uns hasst dich, Mia, im Gegenteil ich würde gerne Zeit mit der Frau
verbringen, die als letztes mit ihm zusammen war.“ – Sie nickte kurz, mehr
brachte sie nicht raus. Plötzlich war da ein riesiger Kloß in ihrem Hals und
sie war ihm deswegen unheimlich dankbar , dass er ihr nur aufmunternd zu
lächelte, sich schnell umdrehte und endlich zu Layla ging, bevor er die Träne sehen
konnte, die ihre Wange hinunter lief. Nur eine einzige dicke Träne, doch sie
brannte so furchtbar, es tat unheimlich weh, als würde sie sich in ihre Haut
einbrennen und für immer eine Narbe hinterlassen. Nein, bitte, nicht schon
wieder.
Und auf einmal wurde alles noch viel
schlimmer. Sie bekam keine Luft mehr, jeder Atemzug kostete ihr unglaublich
viel Kraft. Die Welt verschwamm vor ihren Augen und hatte keinen Blick mehr auf
seinen Sag, und das Grab.
Nur noch ein Gedanke, sie musste aus diesem
Kleid raus, sonst würde es sie umbringen!
Nachdem die scheinbar endlose Zeremonie
endlich vorbei war, und tausend weitere Tränen vergossen wurden, drehte er sich
erneut zu der großen Eiche ganz am Rand des Friedhofes. Immer noch schien sie
die schönsten und wärmsten Sonnenstrahlen anzuziehen. Doch der Platz darunter
war leer. Mia war verschwunden, schon seit einer ganzen Weile. Er glaubte aus
den Augenwinkeln beobachtet zu haben, als sie gegangen war. Zur gleichen Zeit
hatte Julia eine Hand voll Erde ins Grab geworfen und unglaublich theatralisch
angefangen zu schluchzen, sodass Layla sie stützen musste, damit sie nicht
zusammenbrach.
Irgendwie hatte sie Recht gehabt, das alles
hier war ziemlich beschissen und scheinheilig und … einfach nicht das was man
sich vorstellt, wenn der beste Freund stirbt. Vielleicht freute er sich
deswegen auf das Treffen mit der alten Truppe, um noch mal dieses Gefühl zu
haben und vielleicht wollte er sie deswegen dabei haben, einfach weil es dann
so wäre wie früher.
Thanks, for nothing!
Prolog
Tote sollten nicht
reden, Tote sollten auch nicht ihre Meinung sagen dürfen. Tote sollten einfach
nur unter der Erde liegen bleiben und ihre Klappe halten. Und trotzdem melde
ich mich als erster zu Wort. Warum? Ganz einfach: Nach meinem Tod gab es eine
Menge Gerüchte, Lügen und Spekulationen, wie ich angeblich gestorben bin. Vergesst
sie alle. Alle beschuldigen sich gegenseitig und keiner denkt nach. Deswegen
hier ein für alle Mal: ich wollte das so! Auch wenn der Plan etwas anders
aussah, war es gut so wie es gekommen ist. Ich bereue nichts! Naja, bis auf die
eine Sache, der eigentliche Grund mich noch einmal einzumischen: Es tut mir so
furchtbar leid, meine Kleine. Ich wollte nie, dass es du verletzt wirst! Dich
darum zu bitten, dass du mir verzeihst, wäre zu viel verlangt. Ich hatte dich
nie verdient.
*
Leere. Ich fühle nichts mehr. Ich bin taub. Vielleicht vom
Alkohol. Vielleicht von den Schlaftabletten meiner Mutter. Vielleicht von
beidem zusammen. War wohl nicht so klug, aber es hilft. Endlich ein Gefühl mit
dem ich leben kann. Vielleicht weil es kein Gefühl ist.
Meine Augenlider werden immer schwerer, so langsam erzielen
die Medikamente ihre Wirkung. Wie viele hatte ich noch mal genommen? Wie viel
Wodka ist noch in der Flasche? Ich denke
über einen letzten Schluck nach, aber meine Gliedmaßen sind schwer wie Blei.
Endlich kann ich schlafen, vielleicht für immer. Ich wünschte, es wäre für
immer.
Breaktown (4)
4.Kapitel
Morgens halb acht seinen ersten
Schultag zu beginnen sollte echt verboten werden, dachte sich Eliza und quälte
sich eine Stufe nach der anderen hinauf in ihren ersten Klassenraum. Wie
erwartet starrte sie wirklich jeder an, sowohl Schüler als auch Lehrer. In
einer Großstadt wär sie vermutlich einfach im Getümmel untergetaucht, doch
leider hatte Breakburns High-School gerade mal 200 Schüler.
Nachdem Eliza das Frühstück ihrer
Granma heruntergewürgt hatte ohne darüber nachzudenken was sie genau
verdrückte, hatte sie sich die nächste Bushaltestelle gesucht. Nur ohne Erfolg:
In Breaktown gab es keine Schulbusse, da sowieso alles zu Fuß erreichbar war.
Ein eindeutiges Zeichen für ein kleines Hinterwäldler Dorf.
Sogar auf dem Weg zur Schule starrten
sie Passanten an. Eliza befürchtete schon sie würde schlecht riechen oder gar
einen riesigen Pickel auf der Stirn haben. Dabei hatte sie doch erst frisch
geduscht. Außerdem wurde sie das Gefühl nicht los verfolgt zu werden. Was war
nur mit ihr los in letzter Zeit? Warum kamen ihr so paranoide Gedanken?
Ihr Direktor Mr. Stiller war ein
freundlicher alter Mann mit grauen Haaren. Er führte sie durch das zweistöckige
Gebäude, während der Rest der Schülerschaft in den Klassenzimmern saß. Eliza
gefiel die gemütliche Cafeteria und die große Schulbibliothek, die wohl
gleichzeitig von Studenten und anderen Bewohnern genutzt wurde. Allerdings
bekam sie jetzt schon Platzangst, wenn sie durch die schmalen Gänge spazierte.
Wie nur sollte sie die Pausen überleben?
Zum Schluss brachte ihr Direktor sie
in die neue Klasse, die sie für die nächste Zeit sicher noch öfter zu sehen
bekam, leider. Doch wenn sie Glück hatte fand sie jemanden, der ihr bei ihrem
Vorhaben behilflich sein konnte, damit sie so schnell wie möglich wieder nach
Boston konnte.
Gemeinsam mit Mr. Stiller betrat Eliza
den Raum in der Hoffnung, dass sich keine ihrer Befürchtungen bestätigte. In
Wirklichkeit war es allerdings noch schlimmer. Zwanzig Augenpaare fixierten sie,
inklusive die der leicht verwirrt aussehenden Lehrerin, die sich jedoch gleich
wieder daran erinnerte, dass ihr Vorgesetzter dort durch die Tür kam.
Während Eliza nun direkt vor der
gesamten Klasse stand und alles überblickte, stellte Mr. Stiller sie allen vor.
Dabei hörte sie weniger auf sein Gerede und konzentrierte sich mehr darauf
einen freien Platz im Raum zu finden möglichst weit entfernt von allen anderen,
die ihr größten Teils sehr merkwürdig vorkamen.
Sehr auffällig war das Mädchen in der
letzten Reihe, dass sie mit einem verabscheuungswürdigen Blick bedachte, unter
dem Eliza sich unwillkürlich zu winden begann. Sie schien eine Vorliebe für
alles Schwarze und unheimliche zu besitzen. Wahrscheinlich hielt sie sich
Spinnen und mit Sicherheit auch Eulen als Haustiere. Eliza war sich sicher ab
jetzt Abstand zu diesem Mädchen zu halten.
Weiter vorne bot sich ihr das genaue
Gegenteil: Eine ebenfalls Schwarzhaarige mit leuchtenden Augen und strahlendem
Gesicht. Für jemanden in einer so verkorksten Stadt schon fast zu fröhlich,
dachte sich Eliza. Das Mädchen schien sich sogar für die Neue zu interessieren,
während alle anderen gleichgültig oder misstrauisch waren. Doch war das jetzt
positiv oder eher negativ in Breakburn?
Die Frage konnte wohl keiner so genau
beantworten, der sich hier nicht auskannte. Eliza versuchte sich die meisten
Gesichter einzuprägen und ihnen fiktive Namen zu geben wie „schwarzer
Sonnenschein“, „Gothic-Girl“, „Barbie“
oder „Freaky Freddie“ (sie wusste nicht wirklich wie er hieß aber sie fand den
Namen irgendwie passend).
Mal abgesehen von ein, zwei Schülern
schien der Rest einer normalen High-School Klasse zu entsprechen: Da gab es die
Footballer, die Cheerleader, die Bücherfreaks, naja, und die „Normalos“. So wie
sie selbst einer war.
Nachdem der Direktor endlich am Ende
angelangt war, wünschte er Eliza viel Erfolg und „Spaß“ für die restliche Zeit,
die sie nun an dieser Schule verbringen würde. Natürlich hatte er keine Ahnung,
dass es sich nur um wenige Wochen handeln würde, wenn Eliza erst mal ihren Plan
ausgearbeitet hatte.
Die Lehrerin, Mrs Buckett war ihr
Name, teilte der Neuen einen Einzelplatz, so schien es zumindest, in der aller
letzten Reihe zu. Das einzige Problem war dabei der unendlich lange Gang an
allen Schülern vorbei. Eliza sah mehr Stolperfallen und Fettnäpfchen als ihr
lieb war. Vorsichtig und dabei bedacht so gut wie niemanden in die Augen zu
sehen, der sich dadurch vielleicht provoziert fühlen könnte, versuchte sie zu
ihrem Platz zu gelangen. Und ehrlich gesagt klappte, dass auch ganz gut. Sie
schien in dieser Klasse also nichts befürchten zu müssen. Bis jetzt zumindest
nicht.
Ihre erste Stunde war, wie sollte es
anders sein an so einem Tag, Mathe. Was genau hatten sich Pythagoras und Newton
eigentlich gedacht, als sie ihre Formeln aufstellten. Waren sie vielleicht
feindselige Menschenverächter und wollten alle in den Wahnsinn treiben? Bei
Eliza könnte das zu treffen und bei vielen anderen sicher auch.
Glücklicherweise wurde die monotone
Stimme von Mrs Buckett durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen, so dass alle
Schüler erleichtert aufatmeten. Eliza jedoch blieb gleichzeitig ihr Herz
stehen, was sicherlich nicht gesund war. Jemand mit einer umwerfenden Aura
betrat den Raum.
Er sah nicht besonders begeistert aus
als er kurz in ihre Richtung blickte. Oder hatte sich Eliza das bloß
eingebildet und er war allgemein schlecht gelaunt. Als Mrs Buckett ihn fragend
ansah schien er jedenfalls auf einmal wie ausgewechselt. Auch wenn sein
Verhalten etwas Ironisches an sich hatte.
„Einen wunderschönen guten Morgen Mrs
Buckett“ grinste er die Lehrerin an, diese strahlte Zufriedenheit aus und war
wohl geschmeichelt von seinen Worten.
„Es tut mir furchtbar leid wertvolle
Minuten ihres Unterrichts verpasst zu haben, nur leider wurde ich aufgehalten.“
Setzte er fort. Während man in der Klasse schon Gelächter hörte und Eliza das
Ganze nur albern vorkam, störte es Mrs Buckett anscheinend überhaupt nicht. Im
Gegenteil der Junge wusste genau, wie er sie überzeugen konnte. „Eine kleine
Katze brauchte meine Hilfe sonst wäre sie gestorben.“ Sein Blick setzte der
alten tierliebenden Dame wohl den Rest zu und sie seufzte nur und bat ihn sich
zu setzen.
Als er den Gang entlang ging, grinste
er selbstgefällig und klatschte unterwegs noch die Hand seines Kumpels ab,
vermutlich Footballspieler mit einer Vorliebe für große Autos.
Eliza sah ihm nicht in die Augen, aber
sie beobachtete aus den Augenwinkeln, dass er genau den freien Platz neben
ihrem ansteuerte. Ihr Herz klopfte und sie wurde nervös. Sie saß auf seinem
Platz! Na toll, was sollte sie jetzt machen? Sie konnte ihn schlecht die ganze
Zeit ignorieren. Vor allem bei seiner Präsenz und seinem Aussehen war das
unmöglich. Seine Haare waren schwarz (war das vielleicht eine Modemacke in
Breakburn?) und so gestylt, als hätte der Wind sie leicht durcheinander
gebracht. Seine Augen hatten eine tief blaue Farbe. Eliza wusste nicht, dass
Augen so eine Farbe annehmen konnten, deswegen war sie fest von einer
Lichtspiegelung ausgegangen. Doch jetzt kam er immer näher auf sie zu und sie
hatte keine Ahnung was sie jetzt tun sollte.
Schüchtern und mit einem winzigen
Lächeln auf den Lippen schaute sie ihn an, als er direkt vor ihr stand. Er
lächelte zurück. Zwar leicht ironisch, aber was solls, Eliza war erleichtert.
Sie nahm sich vor ihn ab jetzt nicht weiter zu beachten, das sollte die beste
Lösung sein. Doch er hatte anscheinend andere Pläne.
Mit zu ihr gewandten Oberkörper sagte
er: „Hey!“ Der Junge streckte ihr seine Hand entgegen. „Jonas“ meinte er. Mrs
Buckett war wieder vollständig in ihren Zahlen versunken.
„Eliza“ gab sie zurück und nahm seine Hand. Er
drückte sie und zog das daran hängende Mädchen plötzlich mit einem Ruck näher
an sich heran. Beinahe hätte Eliza vor Schreck aufgeschrien, aber sie hatte
sich noch unter Kontrolle. Sie spürte seinen Mund nah an ihrem Ohr und wusste
nicht was sie tun sollte. Sie spürte seinen Atem an ihrem Gesicht.
„Du bist neu hier nicht wahr?“ sie
konnte nur zustimmend nicken und hoffen das keiner von den anderen Anwesenden
etwas bemerkte. „Ich geb dir einen Tipp. Wenn du in dieser Stadt überleben willst,
halt dich fern von Freddie, Janes Bruder.“ Jonas lockerte den Griff um Elizas
Hand wieder und lehnte sich geheimnisvoll lächelnd zurück. Sie starrte ihn
fragend an, doch er musterte sie nur, diesmal ohne jegliche Ironie. Er schien
sich für sie zu interessieren.
Hatte sie mit ihrer Vermutung recht
gehabt? Meinte er wirklich „Freaky Freddie“?
Vielleicht wollte er der Neuen auch
nur Angst einjagen, um sie einzuschüchtern. Eliza hoffte, dass nichts von
alledem bewahrheitete
Und wer um alles in der Welt war Jane?
Eliza konnte sich das nicht erklären. In dieser Stadt schien es zu wimmeln von
schwarzhaarigen, selbstverliebten, gruseligen Verrückten. Hatte sie am Morgen
noch gehofft Freunde zu finden, war sie spätestens jetzt davon überzeugt es
sein zu lassen.
Die Pause war genauso wie Eliza es
sich vorgestellt hatte. In den Gängen bekam sie Bedrängungsängste, die sie
vorher nur für Einbildung gehalten hatte. 200 Schüler kamen aus den
Klassenräumen und drängten sich einer nach dem anderen an ihr vorbei.
High-School Schüler waren dabei nicht besonders vorsichtig.
Viele Schüler rempelten sie an, die
wenigsten entschuldigten sich. Sie hatte nichts andres erwartet. Die Gänge
waren unnormal eng und überall stand etwas im Weg. Plötzlich stieß sie jemand
mit voller Kraft von hinten an, so dass sie stolperte und mit ihrem Arm gegen
den nächsten Spind stieß. Sie fluchte und rieb sich am Oberarm. Davon würde sie
noch tagelang blaue Flecken haben.
Wütend machte sie den Idioten aus, der
solche Schmerzen beschert hatte.
Blöderweise sah sie dabei direkt in Jonas meerblaue Augen. Ihr stockte
der Atem und schon wieder schaffte Eliza es nicht einen Satz herauszubringen.
Mittlerweile musste er schon denken sie sei stumm oder einfach nur zu bescheuert
zum Reden.
„Hey“ und schon wieder dieses
unwiderstehliche Lächeln, mit dem er mit Sicherheit alle Mädchen rumkriegte.
„Tut mir echt furchtbar leid, die Jungs… ähm“ er zeigte auf die grinsenden und
besonders unschuldig drein blickenden Objekte hinter ihm. Schließlich sah er
wie sie sich immer noch an ihrem Arm rieb. Als sie seinen Blick auffing, nahm
sie die Hand weg.
„Das wird ziemlich blau werden.“
Meinte er nur. Eliza wusste nichts darauf zu erwidern, so entstand eine
unangenehme Pause zwischen ihnen, doch er wandte sich noch immer nicht zum
Gehen. Stattdessen lehnte er mit einem Arm an dem Spind, an dem sich Eliza
abstützte und sah auf sie herunter.
„Wie wärs“ schlug er vor „zur
Entschädigung lad ich dich zum Essen ein und zeig dir die Gegend?“
Sie sah ihn zweifelnd an. Mittlerweile
ertrug sie seinen Blick auf ihr und fand auch ihre Stimme wieder, so dass sie
klar denken konnte.
„Ich weiß nicht.“
„Ach komm schon! Ich kenn ein paar
interessante Gegenden hier, die dir sicher gefallen würden. Außerdem bin ich
sicherlich eine der besten Partien in dieser Stadt. Kannst du jeden fragen.“ Er
machte eine ausschweifende Handbewegung den Gang hinunter.
„Ja klar! Du scheinst mir nicht wie
jemand, der die neue Unbekannte einfach mal so zum Essen einlädt. Auch nicht
als Wiedergutmachung. Komm schon sag einfach, was du wirklich willst.“ Sie
hatte keine Lust seine Spielchen weiter mitzuspielen, das Ganze ging zu weit.
Es war ihr egal in welche Gegenden er sie locken wollte und was für Geschichten
er ihr erzählte. Es war ihr auch gleichgültig wie gut er aussah… Ok das war es
nicht wirklich. Aber sie kannte gerade mal seinen Namen und nachdem was sie in
dieser Stadt bisher erlebt hatte, wollte sie keinen weiteren Fehler begehen.
Immer noch liefen Schüler durch die Gänge und starrten das Paar an. Jonas
drängte sich weiter an Eliza und ihr wurde immer unwohler.
„Ich will nur nett zu dir sein und dir
helfen. In Breakburn überlebt niemand allein.“ Den letzten Satz flüsterte er
und für Eliza stand fest: Jonas gehörte ebenfalls zum Club der geisteskranken
Spinner. Eliza gab ein verächtliches Schnauben von sich und wollte sich gerade
von ihm abwenden, als er sie schmerzhaft am verletzten Arm festhielt.
Mit angsteinflößend ruhiger Stimme
sagte Jonas „ Du willst meine Hilfe nicht? Gut, aber glaub mir, dafür hast du
dir eine denkbar schlechte Zeit ausgesucht, Eliza Cutter.“
Mit einem Lächeln auf den Lippen gab
er ihr einen Kuss auf die Wange und so schnell wie er aufgetaucht war,
verschwand er plötzlich wieder. Eliza schaute ihm wie erstarrt hinterher,
während er in der Masse verschwand.
Sie hatte Jonas Hilfe verweigert.
Warum nur hatte sie das getan? Einen wie ihn wies man doch nicht einfach
zurück.
Erst als es klingelte und sich alle
wieder in ihren Unterricht begaben, löste sich ihre Starre, doch die
Verwirrtheit blieb.
Breaktown (3)
3. Kapitel
Als Eliza aufwachte war es bereits
stockdunkel draußen. Sie musste eingeschlafen sein, während sie gelesen hatte. Momo
musste schon bei Olivia am Fußende ihres Bettes liegen oder aber sie hatte sich
auf Mäusejagd begeben, falls diese Katze so etwas überhaupt tat. Geplagt von
furchtbaren Nackenschmerzen richtete sich Eliza auf. Sie streckte sich, so dass
alle ihre Knochen knackten und das sogar an Stellen an denen sie vorher nie
welche vermutet hatte. Dieser Sessel war eindeutig nichts für lange Nächte.
Als Eliza aufstehen wollte fiel etwas
auf dem Boden vom dem sie dachte, dass es sich schon längst wieder im Regal
befand. Es waren die Sagen über Eulen über denen sie eingeschlafen war. Eine
davon hatte Eliza besonders fasziniert, obwohl sie die Symbolik in dem ganzen
nur wenig verstanden hatte. Sie hob das Buch wieder auf und suchte nach dem
Kapitel, in dem die Eulen als Boten für den Tod galten. Doch sie konnte es
nicht finden, genau genommen waren alle Seiten des Buches leer.
Der Text, alle Sagen, waren einfach
verschwunden. Wie war das nur möglich. Bildete sie sich das etwa alles nur ein?
Irgendwas lief gewaltig schief in ihrem Kopf und sie musste unbedingt
herausfinden, was das war.
Sie beschloss sich in ihr Bett zu
legen eine Nacht darüber zu schlafen und die Dinge dann mit anderen Augen zu betrachten.
Sie hoffte zumindest, dass das funktionieren würde.
Eliza war schon seit einer Ewigkeit
nicht mehr in diesem Haus gewesen, geschweige denn in diesem Zimmer. Somit
versuchte sie gar nicht erst nach Lichtschaltern oder ähnlichem zu suchen, sie
vertraute einfach auf ihre Sinne um sich im Dunkeln zurecht zu finden. Was sehr
viel schwieriger war als gedacht.
Nach dem sie sich die Füße und Zehen
an allem möglichen (kaum zu glauben was Granma alles am Boden zu stehen hat!)
gestoßen hatte, erreichte sie schließlich doch die Treppe nach oben. Unterwegs
starrten sie tausende von Porzellan- und Plastikeulen an, die ihr im Dunkeln
echt unheimlich vorkamen. Nach dem Vorfall am Nachmittag befürchtete Eliza
schon die Tiere würden sich auf sie stürzen. Aber sie taten es natürlich nicht.
Im Gegenteil sie wirkten mehr als würden sie das Mädchen nur beobachten und auf
etwas warten. Nur auf was?
Eliza spürte, wie die lange und
anstrengende Autofahrt ihr jetzt zu schaffen machte und sie wollte einfach nur
noch in ihr Bett. Ihre Füße taten höllisch weh, weil sie gegen alle alten Möbel
getreten sein musste, die Olivia besaß. Sie schaltete das Licht ein, damit sich
nicht noch mehr unangenehme Dinge in ihre Haut bohrten.
Sie musste blinzeln von dem hellen
Licht, als sie etwas Merkwürdiges an ihrer Hand spürte. Plötzlich sah sie rote
Schlieren auf ihren Armen und sie strömten herunter bis zu ihren Fingern. Das
zähflüssige Etwas tropfte herunter bis auf den Boden, wo es eine riesige Pfütze
hinterließ.
Eliza schluckte ihre Befürchtungen
herunter, denn wenn es ihr Blut wäre, würde sie doch einen Schmerz spüren oder?
Doch dann bekam sie noch viel schlimmere Ahnungen und ihre Angst brachte ihr
Herz fast zum Stillstand. Die ganze Zeit versuchte sie sich zu sagen es wäre
nur ein Traum und sie müsste nur aufwachen, nur leider war das nicht so leicht.
Sie wollte nur noch ihr Bett erreichen
und sich unter ihrer Decke verstecken, als sie die beschmierte Tapete darüber
entdeckte. Sie wurde fast magisch davon angezogen und ihre Hand bewegte sich
wie von selbst auf die rot geschriebenen Worte drauf zu, als wären sie von ihr
selbst angebracht.
Mit dem gleichen Gefühl wie am
Vormittag konnte Eliza dort den Satz „Du bist die Nächste, Eliza“ lesen. Wobei ihr eigener Name schrecklich verunstaltet
dastand, als würde er sie auffressen wollen.
Eliza hatte furchtbare Angst und
wollte aus lautem Hals schreien, aber sie konnte nicht. Der Schrei blieb ihr im
Hals stecken, ihr Herzschlag wurde immer schneller und sie befürchtete in
Ohnmacht zu fallen. Trotzdem passierte es nicht. Tränen liefen ihr vor
Hoffnungslosigkeit aus den Augen.
Sie wollte, dass dieser Albtraum ein
Ende nahm, aber sie wachte einfach nicht auf. Was musste denn noch passieren?
Das hätte sie nicht denken sollen,
denn plötzlich stürzte eine Eule durch das Fenster und füllte den Raum mit
ihrem grauenvollen Ruf. Eliza wollte nicht daran denken was das bedeutete. Sie
wollte einfach in Ruhe gelassen werden.
Das Kreischen der Eule wurde lauter
und noch mehr Vögel flogen durchs Fenster rein. Sie kreisten um den Kopf des
Mädchens und schlugen ihr die Flügel ins Gesicht. Mit den Händen versuchte
Eliza ihre Augen vor den Krallen zu schützen, die sich nun auch in ihren Haaren
verfingen. Wie konnte sie die Biester nur vertreiben? Mit einem Besen, einem
Tennisschläger, irgendwas? Nur leider befand sich nichts dergleichen in ihrem
Schlafzimmer. Wo war nur diese Katze wenn man sie brauchte?
Die Eulenrufe verwandelten sich
plötzlich in das Geschrei und Wimmern eines Menschen. In Elizas Schreie…
„Eliza! Du musst aufstehen. Die Schule
wartet nicht auf dich.“ Rief Olivia im Vorbeigehen der Schlafenden zu.
Sie zog sich erneut die Decke über den
Kopf und murmelte etwas Unverständliches zurück. Daraufhin erschien Granma in
der Tür und forderte sie erneut auf endlich aus dem Bett zu kommen, jetzt nicht
mehr ganz so freundlich.
Eliza drehte sich verschlafen auf die
andere Seite und öffnete langsam die Augen. Anfangs waren nur die Umrisse ihrer der
kleinen pummligen Olivia erkennbar, dann erschien ihr Gesicht klar und deutlich
direkt vor Elizas Augen.
„Eliza, Schatz, möchtest du an deinem
ersten Schultag etwa zu spät kommen?“
Wieso erster Schultag? Waren denn
nicht noch Ferien? Selbst in Breakburn sollten die Schüler noch mindestens drei
Tage frei haben. Wie konnte das denn sein? Schlechtgelaunt und unausgeschlafen
brummte Eliza vor sich hin. Sie fühlte sich noch kein bisschen bereit für die
High-School. Furchtbare Kopfschmerzen plagten sie und ließen sie bei der
kleinsten Bewegung zusammen fahren. Hatte sie sich den Kopf gestoßen? Eliza
konnte sich kein bisschen erinnern.
„Ich dachte, es würde dir schon besser
gehen.“ Eine kühle Hand berührte ihre Stirn. „Dein Fieber ist immerhin
verschwunden. Kannst du aufstehe? Vielleicht sollte ich deine Eltern überreden
dich noch eine Weile zu Hause zu lassen.“ redete ihre Granma auf sie ein. Eliza
verspürte den Drang den Satz zu bejahen, aber sie war sich nicht sicher, ob das
eine gute Entscheidung war. Denn das hieß auch sie würde noch einen weiteren
Tag in diesem Haus verbringen, gemeinsam mit Olivia.
Schule, das bedeutete zwar grenzenlose
Langeweile, von hundert Augenpaaren angestarrt und als „die Neue“ identifiziert
zu werden, ein falsches Lächeln aufzusetzen und interessiert alles zu
bestätigen. Aber es war wenigstens etwas Reales, die Leute dort waren
Wirklichkeit und sie würde nicht von verrückten Eulen attackiert werden.
Wobei Eliza sich gar nicht mehr so
sicher war, ob das Ganze nicht nur ein Albtraum war, der sich furchtbar real
angefühlt hatte. Es war besser, wenn sie es sich einredete, dadurch kam es ihr
weniger wahnsinnig vor.
Sie erinnerte sich daran die letzten
Tage ihrer Ferien im Bett verbracht zu haben, weil sie an einer Grippe litt.
Das haben zumindest alle geglaubt. Naja und irgendwie erklärte das Fieber auch
die Wahnvorstellungen und Träume. Als Eliza an die Wand neben ihrem Bett
starrte, konnte sie keine Blutspuren mehr entdecken und auf ihrem Teppich lagen
auch keine Eulenfedern. Sie hielt es für klug die letzten Geschehnisse zu
vergessen.
„Keine Sorge, Granma, mir geht’s schon
wieder besser und in die Schule werde ich es schon schaffen.“ Beruhigte sie
Olivia und begann langsam damit aufzustehen.
Während sie ins Bad schlürfte, ging
sie in Gedanken ihren Kleiderschrank durch. Was sollte sie nur anziehen?
Einerseits wollte sie nicht auffallen und auf der anderen Seite doch keine
graue Maus sein. Ziemlich schwierig wenn man nur eine spärliche Auswahl an
Klamotten zur Verfügung hatte. Der Rest befand sich in Kartons und Kisten, die
ihre Eltern mit in ihr neues Haus genommen hatten.
Ihre Eltern. Seit Tagen hatte sie
nichts mehr von ihnen gehört. Olivia meinte zwar sie hätten ihre Tochter während
ihrer Grippe besucht, nur leider hatte Eliza nichts davon mitbekommen. War
ihnen ihr Kind denn so gleichgültig? Warum suchten sie so viel Abstand zu ihr?
Natürlich war sie selbst in letzter Zeit auch sehr distanziert gewesen, jedoch
nur des Umzugs wegen. Eliza nahm sich
vor nach der Schule ihr Hotel aufzusuchen in dem sie die letzten Tage verbracht
hatten.
Abonnieren
Posts (Atom)